Energieversorgung in Flensburg
Der prominente Schornstein in der Flensburger Skyline gehört zu Flensburg wie das „Moin“ zum Norden. Seit langem ist das Kraftwerk der größte Faktor in der städtischen Energieversorgung und damit auch der Treibhausgasemissionen. Leider steht Flensburg beim Thema erneuerbarer Energieversorgung im bundesweiten Vergleich äußerst schlecht dar. Etwa 90 % des Stroms und der Wärme werden noch immer mit fossilen Brennstoffen (v. a. Kohle und Erdgas) erzeugt.
In ihrem integrierten Klimaschutzkonzept erklärt die Stadt Flensburg, welche Maßnahmen sie ergreifen möchte, um bis 2050 klimaneutral zu werden. Mittlerweile wissen wir, dass dies viel zu spät für die Erreichung der Pariser Klimaziele ist. Im „GreenCO2ncept“ der Stadtwerke wurde vertiefend ausgearbeitet, welchen Beitrag die Energieversorgung dazu leisten soll. Leider sinken die Emissionen in den letzten Jahren viel zu langsam.
Deswegen müssen die Stadtwerke immer mehr Strafzahlungen leisten, denn zu viele Emissionen kosten in der EU seit einigen Jahren Geld. Der Preis für solche CO2-Zertifikate steigt nun seit einiger Zeit deutlich an. Im Moment liegt er bei 50€ pro Tonne CO2, bald könnten es über 100€ werden. Am Ende sind es wir Flensburger*innen, die die Kosten auf unserer Strom bzw- Heizkostenrechnung wiederfinden.
Die Stadtwerke hielten bisher dennoch an ihrem „GreenCO2ncept“ fest, welches weiterhin auf fossiler Fernwärme, dem Bau eines neuen Erdgas-Kessels und der Verbrennung von ebenfalls nicht-nachhaltigen biogenen Brennstoffen basiert:
Fernwärmenetz
Unter Fernwärme versteht man die Beheizung mittels erhitztem Wasser, welches mittels Rohrleitungen zu den angeschlossenen Gebäuden geleitet wird. Die Idee, alle Haushalte in Flensburg mit Fernwärme aus dem hiesigen Kraftwerk zu versorgen, geht bis ins Jahr 1969 zurück. Bereits im darauf folgenden Jahr war Baubeginn für die erste Fernwärmeheizleitung, wo wiederum ein Jahr später die erste Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlage (KWK) mit Kohlebefeuerung in Betrieb genommen werden konnte.
Weitere vier Jahre später waren bereits 50 Prozent der Flensburger Haushalte an das stetig wachsende Fernwärmenetz angeschlossen. Bis 1978 wurden 70 Prozent abgedeckt, seit 1985 liegt die Versorgungsquote konstant bei 98 Prozent. Auch Nachbargemeinden wie Glücksburg, Harrislee, Wees und das dänische Padborg profitieren von der produzierten Fernwärme.
Auch heute noch wird Strom und Fernwärme mit fossilen Brennstoffen (ab 2022 weitestgehend mit Erdgas) erzeugt. Das möchten wir ändern – alternative Heizmodelle beinhalten z. B. moderne Wärmepumpen.
Kessel 13
Ende 2022 soll der neue Kessel 13 Strom und Fernwärme produzieren. Angetrieben wird Kessel 13 wie der 2016 ans Netz gegangene Kessel 12 mit fossilem Erdgas. Die Stadtwerke versprechen eine deutliche CO2-Emissionssenkung von ca. 120.000 Tonnen. Dabei lassen die Stadtwerke außer Betracht, dass bei Gewinnung, Transport und Verbrennung von fossilem Erdgas das sehr klimaschädliche Methan freigesetzt wird, der sogenannte Methan-Schlupf. Er beträgt ca 2 % des Gesamtmethans. In der 20-Jahre-Betrachtung der Klimaschädlichkeit ist Methan ca 83-fach schädlicher als CO2. Somit wird zwar weniger CO2 emittiert, aber die Klimaschädlichkeit steigt in den nächsten 20 Jahren.
Die Stadtwerke versprechen, dass die Turbinen von Kessel 12 und 13 erneuerbaren (grünen) Wasserstoff auch verbrennen können und so die Gesamtemissionen deutlich gesenkt werden können. Woher der grüne Wasserstoff kommen soll, ist noch völlig unklar. Deshalb fordern wir: Lasst Taten den Worten folgen! Wir brauchen erneuerbare Wasserstoffproduktion auch in Flensburg, damit er in geringen Mengen Spitzenlasten im Winter abdecken kann.
Das GreenCO2ncept
Die Stadtwerke Flensburg haben sich bereits 2007 das Ziel gesetzt, bis 2050 CO2-neutral zu werden. Die Wissenschaft und auch die Stadtwerke orientieren sich dabei an einem CO2-Budget, also einer verbleibenden Restmenge Emissionen, die sie bis 2050 noch ausstoßen dürfen. Das bedeutet, dass nicht bis 2050 noch große Mengen Abgase ausgestoßen werden dürfen, denn dann wäre das CO2-Budget schon deutlich früher erschöpft.
Zwar sind seit 2007 die jährlichen Emissionen um mehr als 100.000 Tonnen gesunken. Sie liegen dennoch in den meisten Jahren deutlich über dem GreenCO2ncept-Zielpfad, wodurch bereits über 850.000 Tonnen zuviel CO2 emittiert wurden – was dem Gesamtbudget der Jahre 2041 bis 2050 entspricht. So wird es mit fortschreitender Zeit immer unwahrscheinlicher, das GreenCO2ncept-Ziel noch einzuhalten. Mittlerweile bedeutet das: Wir müssen spätestens 2035 bei Null Emissionen angekommen sein.
Biogene Brennstoffe
Biogene Brennstoffe werden oft als nachhaltige Alternative für fossiles Erdgas verkauft, so auch im „GreenCO2nzept“ der Stadtwerke. Sie bestehen oft aus schnell wachsendem Mais, Palmöl und Holzpellets aus Übersee. Weil die Pflanzen das bei der Verbrennung entstehende CO2 vorher aus der Luft entnommen haben, gilt diese Form der Energiegewinnung oft als klimaneutral. Das ist sie bei näherem Hinsehen jedoch nicht. Denn: Alte Bäume können um ein Vielfaches mehr CO2 aufnehmen als ihre jungen Nachfolger. Bis diese ausgewachsen sind, ist das Klima längst gekippt.
Hinzu kommen weitere ökologische Probleme beim Anbau von Mais oder Palmöl, zu denen die Übernutzung und Überdüngung der Böden gehören. Das Resultat ist eine geschädigte Artenvielfalt sowie Lachgas- und Methanemissionen, die noch deutlich klimaschädlicher sind als CO2.
Fazit: In den erforderlichen Mengen taugen biogene Brennstoffe nicht als klimafreundlicher Ersatz für Erdgas, stattdessen müssen wir verstärkt auf Wind- und Sonnenenergie setzen.
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Alle Infos zu unseren Lösungsvorschlägen haben wir hier veröffentlicht.
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c/o Greenpeace Flensburg
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24939 Flensburg
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